Gleich zu Beginn: Keine Sorge, das ist völlig normal 🙂

 

Durch anonyme Befragungen weiß man, dass es vielen Menschen so geht. Mehr als die Hälfte fantasiert beispielsweise ab und an davon, den Chef zu überfahren, den Partner aus dem Fenster zu werfen oder die Kinder gegen die Wand zu klatschen.

Auch der Wunsch, einfach mal Geschirr kaputt zu machen oder jemanden anzuschreien, ist noch kein Grund zur Sorge.

Was wir denken und fühlen, sagt nicht voraus, was wir auch tun werden!

Diese Fantasien haben nichts damit zu tun, ob wir ein guter Partner/ ein gutes Elternteil ist!

 

Diese Gedanken helfen uns als Ventil in Situationen der Überlastung oder wenn wir die Gefühle nicht zeigen dürfen. Zum Beispiel, weil wir unseren Chef nicht anbrüllen dürfen, wenn er unfair ist. Diese Wut entlädt sich dann anderweitig. Fantasien, Gedanken und Träume sind dafür ein guter Ort.

 

Warum sollte man diese Gedanken und Gefühle zulassen?

Wenn man diese Gedanken und Gefühle verdrängt, suchen sie sich selbst einen Weg, der außerhalb unserer Kontrolle liegt. Beispielsweise geben wir dann unbewusst unseren Ärger vom Büro an unseren Partner oder unsere Kinder ab. 

Wenn wir die Gefühle/Gedanken einfach nur beobachten, ziehen sie in den meisten Fällen schnell vorüber und die Psyche ist “gereinigt”.

 

Warum fällt es uns so schwer, solche Gedanken / Gefühle zuzulassen?

Durch unsere Erziehung wird uns meist beigebracht, brav zu sein.

Wut und Aggression werden immer verpönter in der heutigen Gesellschaft und als “toxisch” gesehen. Dabei gehört Wut als Grund-Emotion zum Menschsein dazu!

Auch durch kirchliche Einflüsse kann es uns schwer fallen, Wut zuzulassen. Dabei zeigt uns die Kirche an einigen guten Beispielen, wohin zu viel Verdrängung und Verbot führen kann.

Diese anerzogenen Überzeugungen sorgen dafür, dass wir ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn wir wütend sind oder aggressiv waren. Dies kann bis zu Selbstverachtung- und Verletzung führen. 

Wichtig ist also, die Wut als natürlich (und manchmal sogar sehr wichtig!) anzusehen und sich als ganzer Mensch mit allen dazugehörigen Gefühlen akzeptieren!

 

Warum ist Wut wichtig?

Wut zeigt uns, wo Bedürfnisse nicht befriedigt sind. Unsere Bedürfnisse müssen gut genug befriedigt sein, damit es uns gut geht.

Wut zeigt uns, wo wir Ungerechtigkeit vermuten und kann so helfen, für Fairness zu sorgen.

Wut gibt uns Kraft und Antrieb, für uns einzustehen und Dinge zu ändern.

Wut zeigt uns, wo unsere Grenzen liegen und helfen uns, diese gegen andere zu verteidigen.

 

Wie kann ich meine Wut rauslassen?

Jeder findet da etwas anderes für sich passend.

Manche Menschen machen gerne Sport. Das schüttet Endorphine aus und durch die Anstrengung wird Adrenalin abgebaut. Somit vermindert sich Stress und Aggression und Glücksgefühle entstehen. Manche Sportarten wie Kickboxen werden aktiv für Anti-Aggressions-Trainings genutzt.

Manchmal kann es erleichtern, zu schreien. Im Wald, im Auto oder ins Kissen! Ist einem das zu “merkwürdig” – einfach Musik anmachen und zu einem wilden Song kreischen!

Sich bei jemandem aufzuregen, um Dampf abzulassen, kann ebenfalls hilfreich sein. Man sollte jedoch auf die Häufigkeit und die Gegenseitigkeit achten, bzw. darauf, ob sich der Zuhörer in der Beziehung fair behandelt fühlt.

 

Was tun, wenn man dauernd wütend ist?

Ziehen diese Gefühle und Gedanken trotz Akzeptanz nicht irgendwann vorüber, kann das ein Zeichen dafür sein, dass etwas Grundlegendes in unserem Leben nicht stimmt. Dem sollte man auf den Grund gehen, indem man die Ursache identifiziert (welcher Lebensbereich? Job/Beziehung/Gesundheit/etc.?) und etwas daran ändert oder einen Umgang damit findet.

Es kann aber auch ein Gefühl von aktueller Überlastung sein. Dann ist es zu empfehlen, eine Pause einzulegen und unwichtige und nicht dringliche Dinge erstmal hinten anzustellen. Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch für andere sorgen!

Hilfe, ich möchte jemanden schlagen! (Umgang mit Wut)
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