Heute hat mir eine junge Frau erzählt, sie habe schon sehr viele Jobs ausprobiert im Leben und am besten haben ihr Tätigkeiten gefallen, wo sie etwas für Menschen tun konnte.

“Geben ist seliger denn nehmen.”

Apostelgeschichte

Schon in der Apostelgeschichte heißt es so und viele Menschen sehen das so. Anderen zu helfen gibt uns das Gefühl von Gemeinschaft und Sinnhaftigkeit. Es sorgt für ein positives Selbstbild, gibt uns Selbstvertrauen (dadurch, dass wir anpacken und etwas bewirken) und gibt uns Zuversicht (da wir oft davon ausgehen, dass wir irgendwann von irgendwem auch etwas zurückbekommen).

Unser Job beschäftigt uns bis zu 40 Stunden wöchentlich (manchmal auch mehr) aktiv, mitunter danach auch noch weiterhin indirekt. Und das bis zu 45 Jahre lang. Da ist es wichtig, dass man einen Job findet, der einem liegt und eine Stelle, an der man sich wohlfühlt. Probleme und Konflikte und Nachteile gibt es überall, man sollte sich aber nicht täglich zur Arbeit ‘schleppen’ müssen.

Was braucht man, um andere gut beraten zu können?

Empathie

Es ist wichtig, sich in den anderen einfühlen zu können. Mitgefühl sorgt für eine harmonische Atmosphäre, weil sich der Klient verstanden und aufgefangen fühlt. Wenn man die Gefühle des anderen besser nachvollziehen kann, kann auch das Problem besser verstanden werden.

Erfahrung (in einem gewissen Gebiet)

Irgendein Themenbereich, in dem man gut ist. Welches man auch vermarkten will. Nur zuhören wäre eher Seelsorge. Zu Beratung gehört auch fachliche Kompetenz.

Verantwortungsbewusstsein

Man hat es mit menschlicher Gesundheit zu tun. Man kann bei Beratung und Therapie nicht nur helfen, sondern auch schaden.

Interesse an Menschen, Freude an der Arbeit mit Menschen

Wenn das eigene Lieblingszitat  “Je mehr ich von Menschen sehe, umso mehr liebe ich Hunde!” (so oder so ähnlich von Frank Dommetz, Germaine de Staël, Friedrich II. der Große, Arthur Schopenhauer) oder “Jobwunsch mit 18: Was mit Menschen. Jobwunsch mit 37: Steine sind toll.” (Verfasser unbekannt) ist, dann ist man entweder genau richtig für den Beruf (da man Humor als Copingstrategie nutzt) oder genau falsch, da es einem keine Freude bereitet.

Kommunikationsfähigkeit, guter Umgang mit Menschen

Bei Beratung ist die Sprache sehr zentral. Sie zu beherrschen ist deshalb ein absoluter Pluspunkt.

Interesse an (psychologischen Themen), Lernfähigkeit

Ein Grundstock an psychologischem Wissen und/oder Menschenkenntnis ist hilfreich. Ab und an trifft man auf Probleme, für die man noch keine Lösung hat. Da empfiehlt es sich entweder weiterzuvermitteln oder sich fortzubilden.

Stabile Psyche

Da die Klienten oft in keiner guten Verfassung sind, ist es wichtig, dass man als Berater Zuversicht und Zufriedenheit sowie Stabilität ausstrahlt. 

Welche Möglichkeiten gibt es, privat anderen zu helfen?

Wenn man in seinem Job eigentlich zufrieden ist, man Zeit über hat, und gerne on top etwas Gutes machen möchte, gibt es etliche Möglichkeiten, dies nebenbei zu tun. 

In der Freizeit

Man kann mit kleinen Dingen bereits Freude bereiten. Der Tante was aus dem Supermarkt holen, die Oma zum Arzt fahren, Leuten den Weg zeigen oder Ähnliches.
Man kann auch beginnen, seine Erfahrungen zu notieren und in einem Blog oder in einem Buch veröffentlichen.

Ehrenamtlich

Viele Vereine suchen ehrenamtliche Mitarbeiter. Essen ausgeben bei der Tafel, kochen in der Suppenküche, vorlesen für Blinde, Kindern bei der Hausaufgabe helfen, etc.

Welche psychosozialen Beratungsberufe gibt es?

Ist man jedoch nicht zufrieden mit seinem Job, kann es gut sein, die Stelle zu wechseln, wenn es am Betrieb liegt oder den Beruf zu wechseln. Dies kann man mit einem harten Cut machen oder man reduziert seinen derzeitigen Job auf Teilzeit und sucht sich eine Teilzeitstelle im Wunsch-Job oder baut sich nebenbei eine Selbstständigkeit auf. Dies ist mit Zeit und Kraftaufwand verbunden, die meisten meiner Klienten berichten aber, es habe sich für sie gelohnt. In vielen Beratungsberufen braucht man auch kein großes Startkapital und riskiert somit vergleichsweise weniger Geld. Das Internet ersetzt mitunter die Räumlichkeit, Material braucht man wenig, das Wissen hat man in sich.

Psychologe

Nach rund 5-jährigem Studium der Psychologie (6 Semester Bachelor, 4 Semester Master) ist man bei erfolgreichem Abschluss Psychologe und kann sich in Betrieben bewerben, die psychologische Beratung anbieten. Dies können Familienberatungsstellen, Hilfen der Arbeitsagentur oder sonstige Firmen sein.

Psychotherapeut

In Deutschland braucht man nach dem Psychologiestudium noch eine dreijährige (in Vollzeit) oder fünfjährige (in Teilzeit) Ausbildung in einer selbst gewählten Therapierichtung, um sich Psychotherapeut nennen zu dürfen. Es muss eine der drei zugelassenen sein, damit man über die Krankenkassen abrechnen kann. Dieser Weg ist lange und kostspielig.

In Österreich kann man auch mit anderen Studiengängen oder auch Ausbildungen eine Therapieausbildung absolvieren, die sich in Propädeutikum und Fachspezifikum aufteilt, auch ca. 3-6 Jahre dauert und relativ kostspielig ist. Die Therapieausbildungen bieten aber wichtige Inhalte wie die Selbsterfahrung, die man nur schwer durch Bücher ersetzen kann.

Psychotherapeuten können selbstständig arbeiten (privat abrechnen oder mit Kassensitz über die Krankenkassen) oder sie sind angestellt in Krankenhäusern, Heimen, Beratungseinrichtungen oÄ. 

Heilpraktiker für Psychotherapie (D)

In Deutschland kann man mit Hauptschulabschluss, Alter über 25, ärztlichem Attest und reinem Führungszeugnis beim Gesundheitsamt eine Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie ablegen. Dafür kann man sich entweder selbst ausreichend vorbereiten oder man bucht einen Intensivkurs zur Vorbereitung an einem Institut.

Heilpraktiker können selbstständig arbeiten (sie müssen privat abrechnen, manche Krankenkassen erstatten aber einen Teil zurück) oder sie sind angestellt in Krankenhäusern, Heimen, Beratungseinrichtungen oÄ., wo eine vollständige Therapieausbildung nicht erforderlich ist.

Seelsorger

Für den Beruf des Seelsorgers ist keine spezielle Ausbildung fixiert. Man kann eine zweijährige Schule zum Diakon machen oder auch ein Studium im sozialen Bereich oder man steigt quer ein mit Berufserfahrung. Bei der Seelsorge geht es primär um Zuhören und Mitgefühl.

Lebens- und Sozialberater (Ö)

In Österreich gibt es den Beruf des zertifizierten Lebens- und Sozialberaters. Dies ist es eine 3-5-jährige Ausbildung mit Theorie, Selbsterfahrung, Praktika und Supervision. Vorbildung ist nicht erforderlich, Hauptschulabschluss reicht. Diese Ausbildung ist schneller als Psychologiestudium/Ausbildung und Psychotherapieausbildung (6-10 Jahre) aber umfangreicher als die Heilpraktikerausbildung in Deutschland (selbst lernen oder zb 14 Wochenenden Lehrgang).

Lebens- und Sozialberater können selbstständig arbeiten (sie müssen privat abrechnen) oder sie sind angestellt in Beratungseinrichtungen oÄ.

In Deutschland gibt es keine Regelungen für den Titel des Lebensberaters.

Berater / Coach

Die Begriffe Berater und Coach sind nicht geschützt. Das heißt, man kann sich ohne spezielle Ausbildung so nennen. Diese Möglichkeit eignet sich zB für Personen, die in einem gewissen Gebiet sehr viel Erfahrung gesammelt haben und diese gerne weitergeben möchten. Hat zB jemand lange in einem Beruf gearbeitet und sich selbst weiterentwickelt, kann er Beratung für diesen Beruf anbieten. Hat jemand aufgrund einer Erkrankung viel Wissen dazu gesammelt, kann er dieses anderen Betroffenen vermitteln (zB Prinzip der Genesungsbegleiter in Kliniken oder das System der anonymen Alkoholiker, wo ehemals Betroffene akut Betroffenen helfen).

Berater / Coaches können selbstständig arbeiten (sie müssen privat abrechnen) oder sie sind angestellt in Beratungseinrichtungen oÄ.. Heutzutage setzen viele Firmen auf Fortbildung, Teambuilding, Fortschritt, etc., weshalb gerne Berater engagiert werden. Entweder kurzfristig oder auch fix angestellt. Vor allem karitative Einrichtungen stellen bei vorhandenen Erfahrungen (nicht nur beruflich, sondern auch privat) auch Menschen ohne spezifische psychosoziale Ausbildung ein bzw. unterstützen frische Angestellte dann dabei, Ausbildungen berufsbegleitend zu machen. Viele Arbeitgeber schreiben in die Ausschreibung sehr viele Anforderungen, so wie es optimal wäre. Sie stellen bei sonstiger Eignung aber auch Bewerber ein, wenn nicht alle Kriterien erfüllt sind. Probieren lohnt sich!

Anderes

Schulbegleiter, Sozialassistent, Hausaufgabenbetreuung, Tagesmutter, Kindergartenhelfer und vieles mehr.

Wie starte ich?

Je nachdem, welcher Beruf dich anspricht, informiere dich weiter über Ausbildungsplätze oder recherchiere im Internet nach offenen Stellen und bewerbe dich! Dies kannst du auch schon während deines aktuellen Jobs machen.

Für Bewerbungen gibt es Unterstützung im Internet, zB kann man sich über diverse Seiten seine Bewerbungsunterlagen kostenfrei korrigieren lassen und erhält Tipps. Gratis ist dies, weil diese Seiten entweder staatlich sind oder auf Zusatzverkäufe setzen.

Wenn es eine Selbstständigkeit werden soll, gibt es Infos über Vereine, Kammern und Veranstaltungen wie z.B. der Gründerwoche. Tausche dich mit anderen aus, die bereits den Beruf haben oder ähnliches planen.

Wichtig ist:

Komm ins Handeln!

Und denk dran:

Wer anderen eine Blume sät, blüht selber auf.“

unbekannt

 

Wie kann ich (beruflich) meine Erfahrungen an Andere weitergeben?
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Ein Kommentar zu „Wie kann ich (beruflich) meine Erfahrungen an Andere weitergeben?

  • Dezember 7, 2022 um 7:51 pm Uhr
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    Danke für diesen informativen, detaillierten und umfassenden Text 😊

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