Heute hat mir jemand gesagt, man hätte ihn darauf angesprochen, dass er gern jammere. Er selbst merke das oft gar nicht und wisse auch nicht, warum er es tut.
Viele Menschen jammern, manchmal auch wir selbst.
Warum, wann es gut ist und wann es zu viel wird, lest ihr hier.
Warum jammern wir?
Ventilfunktion
Ab und an kann es gesund sein, zu jammern. Im Leben kommt es immer wieder zu Situationen, in denen wir etwas nicht ändern können. Zum Beispiel können wir das Ausheilen einer Krankheit nicht beschleunigen oder können/wollen nicht wegen jeder Kleinigkeit den Job wechseln. Hier ist es auch mal okay, bei einem Vertrauten Dampf abzulassen.
Wenn du zu oft vom gleichen Thema belastet bist, solltest du dir darüber Gedanken machen, ob du nicht doch etwas ändern kannst oder einen besseren Umgang damit finden kannst!
Selbstdarstellung
Niemand ist zu sehr im Stress, um anderen zu erzählen, wie sehr er im Stress ist. Klingt bekannt, oder? Wenn wir darüber jammern, wie viel wir zu tun haben, oder wie schlimm etwas ist, möchten wir eventuell anderen vermitteln, wie fleißig oder stark wir sind. Oft funktioniert es auch und wir werden bestaunt.
Probiere, zufrieden mit dir und deinen Leistungen zu sein und auch mit einer zufriedenen Stimmung anderen darüber zu erzählen!
Suche nach Mitgefühl
Manchmal sind wir mit unserer Energie am Ende und brauchen Rückhalt. Dieses Jammern ist oft verbunden mit dem Zeigen von Schwäche, gebückter Haltung, manchmal Tränen, Hilflosigkeit oder sogar Trauer oder Verzweiflung.
Brauchst du selber einfach mal eine Umarmung, rede offen darüber und frage deinen Partner, deine beste Freundin, etc.. Es ist manchmal schwer zu erkennen, welches Bedürfnis hinter einer Aussage oder hinter einem Gefühl steht.
Suche nach Aufmerksamkeit
Manchmal fühlen wir uns zu wenig beachtet und nutzen Jammern, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Dabei gäbe es so viele andere Wege!
Erzähle vom letzten Urlaub, vom letzten Buch, das du gelesen hast, von deinen Plänen für die Zukunft, wen du gerne treffen würdest, wenn du in die Vergangenheit reisen könntest oder irgendetwas anderes. Aber nicht zum zehnten Mal, dass deine Hämorrhoidencreme nicht richtig wirkt.
Verantwortung abgeben wollen
Manchmal jammern wir auch, weil wir uns einen Ritter auf weißem Ross wünschen, der uns retten kommt. Das ist oft nur allzu nachvollziehbar. Sich Unterstützung zu wünschen ist menschlich und dann auch zu suchen ist wichtig. Wir sind füreinander da und durch die starke Spezialisierung heutzutage auch großteils aufeinander angewiesen. Nicht jeder kann sich selbst sein Haus bauen, sein Essen erzeugen, sein Auto reparieren, etc.
Die Verantwortung selbst – also für uns, unsere Gesundheit und unser Leben – können wir aber nicht abgeben. Sollten wir auch nicht. Es ist nicht gesund, andere für uns entscheiden zu lassen.
Schiebst du Missstände gerne auf deinen Partner, die Politiker, das Wetter oder deine Kindheit? Überlege dir, was du selbst in der Hand hast und fang an, etwas daran zu ändern!
Suche nach Rat/Unterstützung
Klassisches Jammern hat meist andere Gründe, dennoch kann die Suche nach einer Lösung ebenfalls dahinter stecken.
Versuche offen nach Rat zu fragen, viele Menschen sind gerne behilflich. Wenn nicht in der nahen Umgebung gibt es sehr viele professionelle Personen oder Beratungsstellen.
Welche Nachteile hat Jammern?
Die eigene Stimmung verschlechtert sich
Unsere Gedanken, was wir sagen, unser Handeln und unsere Stimmung sind eng miteinander verbunden. Wenn wir also oft darüber reden, wie schlecht es uns geht, geht es uns noch schlechter.
Verstärkung des negativen Selbstbildes
Durch Jammern verfrachten wir uns in eine Opferrolle. In dieser verspüren wir Hilflosigkeit. Das Gefühl unserer Selbstwirksamkeit und Handlungsmöglichkeit wird immer weniger.
Das Umfeld ist genervt
Ab und an hören sich andere unsere Sorgen an, geben Mitgefühl und versuchen zu helfen. Haben sie jedoch das Gefühl, dauerhaft Kummer-Ablage oder Seelsorger zu sein, kann das die Beziehung belasten und die Menschen um uns distanzieren sich von uns. Was ihr und unser gutes Recht ist.
Was mache ich, wenn jemand anderer jammert?
Es ist wie gesagt schwierig zu erkennen, warum jemand jammert, welches Bedürfnis also dahinter steht. Am besten du fragst einfach. Beispielsweise mit: “Ich sehe, dich stört/belastet/ärgert xy gerade sehr, wie kann ich dir helfen / was kann ich dir Gutes tun?.”
Vielleicht ist dein Gegenüber mit der Frage erstmal überfordert, aber nach und nach lernt er so auch mehr über sich selbst. Er überlegt, was er mit seinem Jammern bezwecken möchte und lernt Bedürfnisse konkret auszusprechen. Das verbessert eure Beziehung und macht vieles einfacher.
Sei für den anderen da, wenn du das möchtest und du genug Energie hast. Wenn du merkst, es wird dir zu viel, dann grenze dich freundlich ab. Beispielsweise mit: “Ich sehe, dich stört/belastet/ärgert xy sehr, aber mir wird das gerade zu viel.” Gute Beziehungen verkraften Abgrenzungen und es beruht auf Beidseitigkeit. Du darfst dich ebenso abgrenzen, wenn du mal keine Kraft oder auch Verständnis für die Probleme anderer hast.
Wie starte ich mit dem Aufhören?
Erkenne, warum du jammerst und versuche die Alternativen, die ich oben aufgezeigt habe. Hab dabei aber auch immer genug Selbstmitgefühl und verurteile dich nicht. Wir alle haben unangenehme Angewohnheiten, die wir erst erkennen müssen, bevor wir sie beheben können.
Nutze klare Kommunikation für deine Bedürfnisse.
Bedürfnisse können sein:
“Ich möchte in den Arm genommen werden.”
“Mir wird alles zu viel, ich möchte weinen und nicht alleine sein.”
“Ich kann nicht mehr, bitte geh du einkaufen/ hol du die Kinder, etc.”
“Ich mache so viel und niemand sieht es, ich will auch einmal gelobt werden.”
“Ich will mich gerade einfach nur aufregen.” – auch das ist ab und an okay 🙂
Begrenze die Zeit, die du dich mit negativen Dingen beschäftigst. Lass in dieser Zeit dafür dann die negativen Gefühle ordentlich raus.
- mach ein trauriges Lied an und weine
- schrei in ein Kissen
- rede mit jemanden
- schreib die Sorgen von der Seele (in ein Tagebuch, auf ein Blatt Papier, dass du nachher zerknüllst, etc.)
- etc.
Dann lass es auch wieder gut sein und konzentriere dich auf Dinge, die gut laufen!
Wichtig ist:
Erkenne, was du tust,
entscheide, ob es dir hilft,
und wenn nicht, ändere es!
Und denk dran:
“Ich wünsche mir die Kraft zu ändern, was ich ändern kann,
Gelassenheitsgebet
die Demut anzunehmen, was sich nicht ändern lässt,
und die Weisheit, zwischen beiden zu unterscheiden..”