Heute hat mir jemand erzählt, seine Träume machen ihm Angst. Er träumt Dinge, die ihn verwirren und für ihn keinen Sinn ergeben. Zu Beginn: Jeder von uns träumt. Nur können sich viele nicht daran erinnern. Das wurde durch EEGs in Schlaflaboren herausgefunden.
Etliche andere Dinge, beispielsweise die Traumdeutung, sind (noch) sehr spekulativ. Ich rate davon ab, Traum-Lexika oder Ähnliches zu Rate zu ziehen, wenn man ein Problem hat. Diese nutzen ein Wort aus dem Traum, welches scheinbar und trügend eindeutig erklärt wird.
“Ein geübter Mensch liest seine Träume, aber nicht die Einzelheiten, sondern die Qualität.”
Ralph Waldo Emerson, US Philosoph, *1803
Auch die psychologische Traumdeutung (angefangen von Sigmund Freud) ist sehr komplex und nicht unkritisch zu betrachten.
Warum träumen wir?
Verdauungsfunktion
Das Gehirn arbeitet (nachts) wie unser Darm. Es verdaut, was wir tagsüber erlebt haben. Was es behalten möchte, schiebt er ins (Langzeit-) Gedächtnis weiter und was er nicht behalten möchte, wird vergessen. Davor wird es in Träumen evtl. nochmal verarbeitet, vor allem bei komplexen Dingen, mit deren Aufarbeitung wir tagsüber nicht fertig geworden sind. Deshalb träumen wir oft von aufregenden Erlebnissen des Tages.
Wünsche, Bedürfnisse
Manche Träume zeigen uns versteckte Bedürfnisse. Dies sind meist schöne Träume, in denen wir der Held der Geschichte sind oder unbeschwert über eine Blumenwiese laufen oder dergleichen. Diese Träume können uns zeigen, nach was wir auch im Wachzustand mehr streben sollten.
Vorbereitung / Konfrontation / Desensibilisierung
Zusätzlich zu bereits abgeschlossenen Erlebnissen träumen wir aber auch des Öfteren von noch offenen Aufgaben. Dies passiert, weil uns diese auch nachts noch weiter beschäftigen. Vor allem, wenn man zu knapp vor dem Schlafengehen noch an etwas arbeitet. Dies kann uns aber sogar helfen, indem es ein Problem evtl. anschaulicher macht oder uns durch die Konfrontation im Traum die Angst davor verringert.
Ventilfunktion
Die Träume sind auch ein Ventil für unser Unterbewusstes. Konflikte, die wir verdrängen oder noch gar nicht aktiv wahrnehmen können in Träumen “ihr Unwesen” treiben.
“Träume und Gedanken kennen keine Schranken!”
deutsches Sprichwort
Deshalb kann es auch gut sein, dass du träumst, Dinge zu tun, an die du dich sonst nicht mal denken traust. Unterdrücktes lebt sich im Traum dann oft intensiver aus. Das bedeutet nicht, dass du deinen Chef wirklich töten willst (oÄ) 🙂
Diese Funktion ist gut, da sich so auch in Träumen unsere Emotionen “abnutzen” können. Zu viel aufgestaute Emotionen können ansonsten zu einer explosionsartigen Entladung (Eskalation) führen. Sollte ein Traum jedoch zu oft auftauchen, empfiehlt es sich hinzusehen und den Konflikt auch im Wachzustand anzugehen.
Was mache ich mit belastenden Träumen?
Hinweise entdecken
Wie beschrieben können Träume uns auf unerfüllte Bedürfnisse hinweisen. Dinge, die wir im Wachleben nicht bekommen können oder gerade vernachlässigen. Es kann sein, dass wir von einer riesigen Schwarzwälder-Kirschtorte träumen oder aber auch von Sex mit dem Nachbarn. Erkenne Hinweise und überlege, ob du dir manche Dinge davon nicht vielleicht auch tagsüber erfüllen kannst!
„Ein ungedeuteter/unverstandener Traum ist wie ein ungelesener Brief“
Talmud, Berachot 55a
Träume beschäftigen die Menschheit schon seit sehr langer Zeit, klar und eindeutig sind sie uns aber bis heute nicht.
Nicht überbewerten
Auch belastende Träume sind ab und an normal. Auch aus dem Talmud kann man interpretieren, dass die “nächtlichen Fantasien” nicht überbewertet werden müssen.
Träume sind nicht die Realität und haben (wie oben beschrieben) wichtige Funktionen.
Ich persönlich rate davon ab, ein Traumtagebuch zu führen. Man fokussiert sich damit evtl. auf negative Dinge, die ohne das Tagebuch am nächsten Tag bereits verarbeitet und vergessen wären.
“Träume können alles sein: Zugpferde oder Zeit-Diebe. Betrachte deinen Traum genau, bevor du dich in ihm verlierst.”
Irina Rauthmann, deutsche Lyrikerin, *1958
Umschreiben
Wenn dich ein Traum mit schlechtem Ende nicht loslässt, dann schreibe ihn um! Nimm den Anfang als Traum, aber schreibe das Ende neu. Stelle es dir gut vor oder schreibe es tatsächlich nieder, damit es auch “einwirken” kann. Dies machen auch manche Fans, die die Enden von Serien nicht gut finden 🙂
Therapie
Wenn immer wieder Träume mit ähnlichem Inhalt vorkommen, vor allem mit beängstigenden oder gewaltvollen Inhalten, dann ist es empfehlenswert, dies mit jemandem zu besprechen. Es kann manchmal vielleicht mit einer guten Freundin gelöst werden, kann aber auch auf eine “Traumatisierung” hinweisen, mit der man bei einem Therapeuten gut aufgehoben ist.
Wie verhindere ich belastende Träume?
Luzides Träumen
Manche Menschen lernen luzid zu träumen. Diese Menschen können zum Teil dann beeinflussen, was in ihren Träumen passiert. Träumen hat aber – wie oben beschrieben – eine wichtige Funktion zur Reinigung unserer Psyche und Sortierung unseres Gehirns, weshalb wir nicht zu viel eingreifen sollten. Leute die durch chemische Substanzen am Träumen gehindert werden, sind am nächsten Tag weniger produktiv und können über längere Zeit psychische Störungen entwickeln.
Also: Träume sind Freunde 🙂
Wiederkehrende Träume aufarbeiten
Was man aber eben machen kann, ist, wiederkehrende Träume mit einem Therapeuten zu bearbeiten, damit diese abgelegt werden können.
Schlafhygiene
Ansonsten ist auch eine gewisse Schlafhygiene förderlich.
Keine aufregenden Aktivitäten (Horror, Crime) mehr bis zu einer individuellen Zeit vor dem Schlafen gehen. Wie lange man da braucht, ist bei jedem unterschiedlich. Der Schnitt liegt bei 1-2 Stunden zum “Runterkommen”.
Nicht zu knapp vor dem Schlafen essen. Eine aktive Verdauung stört den Schlaf und kann zu schlechten Träumen führen.
Keine emotionalen Themen mehr abends. Konflikte – wenn es geht – tagsüber bearbeiten und für die Nacht beiseite legen. ZB mit der Tresor-Technik (Visualisierung, man würde den Konflikt in einen Wandsafe legen über Nacht, und ihn erst am nächsten Morgen wieder öffnen) oder indem man sich offene Gedanken notiert, damit sie nicht vergessen werden, sie aber auch für die Nacht von unserem Gehirn vergessen werden dürfen. (Es fällt uns sehr schwer, nicht an Dinge zu denken, die wir nicht vergessen dürfen und offene Aufgaben bleiben ebenfalls sehr lange im Gehirn zumindest unterbewusst aktiv.)