Aktuell bilde ich die eineinhalbjährige Junghündin Nora (Labrador / Golden Retriever / Border Collie) zur Begleithündin für tiergestützte Therapie aus.
Sie ist bereits jetzt ab und an mit den Kindern im Kinderheim unterwegs und häufig bei meiner eigenen Praxistätigkeit dabei.

Positive Aspekte der Anwesenheit eines Therapiehundes

Als Eisbrecher

Viele Kinder und Jugendliche haben eine schwierige Vergangenheit hinter sich. Ihr Vertrauen in Menschen ist geschädigt. Teils mischen sich auch Vorurteile gegenüber Psychotherapie mit hinzu. Der Hund dient dazu, die ersten Kontakte angenehm zu gestalten und den Klienten nach und nach wieder für den Kontakt zu Menschen zu öffnen.

Zur Beruhigung

Es gibt Immer mehr Studien dazu, dass sich (für diesen Einsatz passende) Hunde positiv auf das Raum- und Betriebsklima auswirken. Im näheren Kontakt zu Hunden senkt sich bei vielen Klienten sowohl Blutdruck als auch Puls, was zu deutlicher Beruhigung führt. Auch aggressive Kinder und Jugendliche zeigen gegenüber einem Tier oft sanfte Verhaltensweisen.

Als Bedürfnisindikator

Im Umgang mit einem Tier zeigen Kinder und Jugendliche oft, was ihnen im Alltag fehlt. Die Fähigkeit des Klienten, seine Bedürfnisse zu befriedigen, kann dann psychotherapeutisch verbessert werden oder der Bedarf wird zum Beispiel durch Gespräche oder Kuscheleinheiten mit dem Tier direkt gestillt.

Spezifische Einsatzmöglichkeiten des Therapiehundes

Zum Erlernen von Empathie

Im Umgang mit dem Hund können Kinder und Jugendliche lernen, sich um ein anderes Individuum zu kümmern. Vor allem für Jungs, die nicht unbedingt gerne mit Puppen spielen, ist ein Hund eine gute Möglichkeit, fürsorgliches Verhalten auszuprobieren.

Um Ängste zu überwinden

Nach der Exposition gemeinsam mit dem Therapeuten ist die durch den Therapiehund begleitete Konfrontation nochmal ein Zwischenschritt auf dem Weg zur alleinigen Bewältigung.

Um Selbstregulation zu üben

Möchte man etwas vom Hund, muss man sich selbst regulieren können. Den Therapiehund zu führen ist eine große Motivation, sich selbst entweder zu aktivieren oder zu beruhigen.

Um Selbstbehauptung zu trainieren

Will man einem Hund Kommandos geben, muss man selbstsicher auftreten. Dies ist eine gute Übung von Körpersprache und Stimmlage – zum Beispiel für Kinder, die in der Schule gemobbt werden.

Um Lernbereitschaft zu erhöhen

Junge Hunde neigen zu ähnlichen Verhaltensweisen wie Kinder. So kann man über den Hund erklären, warum und wie Impulskontrolle, Höflichkeit und Co. eintrainiert werden müssen.

Als Zuhörer

Therapiehunde haben keine Vorurteile und sie werten nicht. So haben auch Klienten mit sozialen Ängsten und/oder Bindungsstörung einen Ansprechpartner für ihre (belastenden) Gedanken. Der Therapeut wird dabei oft einfach ausgeblendet, kann auf die gewonnenen Informationen jedoch gut aufbauen.

Zur Bewegungsmotivation

Ein Hund ist ein guter Motivator. Lebhaft animiert er zu Spaziergängen und Bewegungsspielen. Vor allem bei Jugendlichen, die stark auf Medien fixiert sind, ist dies ein toller Nutzen.

Um die Motorik zu verbessern

Durch das Streicheln wird die Sinneswahrnehmung angeregt, die Augen-Hand-Koordination geschult und die Motorik trainiert.

Als Tröster

Ist etwas gerade sehr schwer zu ertragen, kann das Tier als „Seelentröster“ dienen.

Zur Aufheiterung

Mit ihrer lebhaften und unvoreingenommenen Art können Hunde auch in triste Lebensgeschichten wieder Freude bringen.

Als Ablenkung

Ist es situativ besser, dass sich der Klient von einem Ereignis distanziert, kann ein Therapiehund als wohltuende Ablenkung fungieren.

Risiken und Grenzen

Hund und Therapeut sind ein Team. Der Hund kann nicht alleine eingesetzt werden.

Gut ausgewählte und professionell erzogene Hunde achten auf die Unversehrtheit von Menschen und Gegenständen. Sollte doch einmal etwas zu Bruch gehen – Therapiehunde sind gegen sämtliche Schäden versichert.

Therapiehunde sind nach europäischen Empfehlungen geimpft und werden regelmäßig entwurmt. Bei vorgesehenem Umgang sind die Hygienerisiken für Menschen ohne Immunschwächen minimal.

Stellt eine überhöhte Ablenkung durch die Anwesenheit des Hundes eine Gefahr für die Therapieziele dar, ist diese kontraindiziert. Genauso bei Klienten, die Tiere/Hunde nicht mögen oder stark allergisch reagieren. Bei Störungen des Sozialverhaltens, bei denen bereits Tierquälerei auftrat, muss diese im Vorhinein besprochen werden.